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Erntebericht 2023 / 2024

Von Italien bis Südafrika - Wie war die Lese in 2023/ 2024 und was sagen unsere Winzer?

Die Weinernte des Jahres 2023 brachte unerwartete Herausforderungen für Winzer und Einkäufer mit sich. Trotz vielversprechender Prognosen zu Beginn des Jahres und reichlich gefüllter Weinberge wurden die Erwartungen durch unerwartete Fäulnisprobleme nicht erfüllt.

Solche Schwierigkeiten sind in der Landwirtschaft nicht ungewöhnlich, insbesondere bei sensiblen Kulturen wie Weinreben, die anfällig für Witterungseinflüsse und Krankheiten sind. Flexibilität und schnelle Reaktionen sind oft erforderlich, um mit solchen unvorhergesehenen Ereignissen umzugehen und möglicherweise alternative Lösungen zu finden.

ITALIEN

Die italienische Weinernte 2023 fällt laut aktuellen Schätzungen zufolge nicht nur um zwölf, sondern um 20 bis 24 Prozent kleiner aus als 2022. Der Produktionsrückgang betrifft fast alle italienischen Anbaugebiete, vor allem aber die wichtigsten und größten Erzeugerregionen. Im Veneto wurde demnach zehn Prozent weniger, im Piemont 17 Prozent weniger geerntet. Auch die Toskana (-30 Prozent), Apulien (-30 Prozent), Abruzzen (-60 Prozent) und Sizilien (-45 Prozent) haben deutliche Einbußen zu verzeichnen.

Die Verbände Assoenologi, Ismea und UIV führen diesen weiteren Rückgang hauptsächlich auf die langanhaltenden heißen Temperaturen im September zurück. Diese Hitzeperiode, begleitet von einem Mangel an Regen, hatte einerseits positive Auswirkungen auf die Traubenqualität, führte jedoch andererseits zu einer deutlich geringeren Erntemenge.

Il Poggione, Toskana


Il PoggioneAm 7 September hat auch bei Il Poggione offiziell die Erntesaison gestartet. Die ersten Traube wurden gelesen und in den Keller gebracht.  Den ganzen September und Oktober dauerte die Ernte an und wurde am 22.10.2023 mit dem typischen Fest Benfinita verabschiedet.

 

Frankreich

Das französische Landwirtschaftsministerium geht in seiner ersten Ernteprognose 2023 von einer Menge zwischen 44–47 Mill. Hektoliter aus. Damit läge sie im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre bzw. könnte diesen leicht überschreiten.

Doch das Bild der Weinproduktion in Frankreich im Jahr 2023 ist gemischt. Einige Weinregionen konnten die Auswirkungen des Klimawandels erfolgreich abfangen, während andere schwer betroffen sind. Hagelstürme und insbesondere der Mehltau-Befall haben in verschiedenen Weinregionen Schäden verursacht, darunter Korsika, die Provence, das Loire-Tal und das Rhône-Tal. Besonders betroffen ist der gesamte Südwesten des Landes, einschließlich Bergerac, Bordeaux und Gascogne. Hier wird noch darüber debattiert, ob die Kosten durch Klimaversicherungen gedeckt werden. Die Landwirte kämpfen gegen den Widerstand der Versicherungsgesellschaften und weigern sich, ihre Ansprüche aufzugeben.

In anderen Weinregionen, die von diesen Problemen verschont geblieben sind ist die Qualität trotzdem konstant geblieben. Dazu gehören Elsass, Burgund, Champagne, Cognac, Korsika, Jura, Provence, Savoyen, das Loiretal und Vaucluse.

 

Domaine Paul Mas, Languedoc-Roussilon

Der Winter 2022 brachte das Ende eines sehr trockenen Jahres.

Der Jahresanfang war von Trockenheit sehr geprägt und erst im Mai fiel der erste Regen, dann aber gab es innerhalb von zwei Monaten einen Niederschlag von 130 mm, was den Pilzdruck enorm erhöhte Dies führte zu Feuchtigkeit, die das Schimmelrisiko erhöhte. Trotz dieser, und noch weiteren Herausforderungen, schaffte es Paul Mas die Kontinuität der letzten Jahre zu halten.

                                  

Spanien

Spanien erwartete laut einer Prognose der Wein-Fachpublikation La Semana Vitivinícola die kleinste Ernte, die das Land je verzeichnet hat. Laut den hochgerechneten Zahlen wurden dort rund 34,25 Millionen Hektoliter Trauben eingebracht und damit 16,6 Prozent weniger als 2022. Gründe dafür seien Dürreperioden, Hagelstürme und Hitzewellen, die in diesem Jahr die spanische Weinproduktion massiv beeinträchtigt haben.

 

Bodegas Aradón, Rioja

Die moderaten Temperaturen im Mai führten zu einer Blütenentwicklung, die etwa 6 Tage früher lag als im Vorjahr. Für die Reifung der Trauben war der limitierende Faktor der Wassermangel. Der Weinberg litt unter einem Herbst und Winter mit geringerer Niederschlagsmenge als üblich. Im Gegensatz dazu milderten die Gewitter im Mai und Juni die Auswirkungen der Winterdürre. Dies begünstigte die Erholung des Weinbergs, was zu einer hervorragenden Beerenbildung führte. Die kühleren Temperaturen im Juni und Juli führten zu einem früheren Eintritt in die Reifephase, welche früher als erwartet begann. Am 29. Juni wurden die ersten Trauben in der Ursprungsbezeichnung gesehen (fast ein Rekorddatum in Rioja). Die Gesundheit des Weinbergs war im Sommer gut, ohne größere Probleme mit Mehltau oder echtem Mehltau.

Während der Reifephase nach der Verfärbung musste der Weinberg aufgrund der Hitzewelle im August und der hohen Produktion eine Pause einlegen. Aber im September gab es reichlich Niederschläge, die eine schnelle Weinlese zur Vermeidung von Botrytisproblemen ermöglichten.

Nach dieser Weinlese wurden frische, sehr aromatische Weißweine produziert, die leicht zu trinken sind. Bei uns hat der Weiße Garnacha besonders herausgestochen, indem er mit seinem komplexen Aroma und einem frischen Geschmack überzeugte. Die Rotweine folgen demselben Muster, haben ein schönes Aroma, sind etwas leichter im Mund und sehr rund.

 

Pedro Escudero, Rueda

Die Plenarsitzung des DO Rueda Regulatory Council hat die Bewertung der Ernte 2023 mit "Sehr gut" bestätigt. 

Den Berichten des technischen Dienstes des DO Rueda Regulatory Council zufolge war diese Kampagne durch sehr heiße Temperaturen in den  Monaten Juni, Juli und August (in diesem letzten Monat wurden Höchsttemperaturen über 47 °C gemessen  ) und dadurch gekennzeichnet, dass es eine solche war einer der regenreichsten Kampagnen der letzten Jahre. Tatsächlich lag die Gesamtniederschlagsmenge bei etwa 370–450 l/m2, wobei sich die Niederschläge auf die Monate Oktober bis Dezember und Mai bis Juni konzentrierten.

All dies hat dazu beigetragen, dass die  Reifungsbedingungen und das Gleichgewicht zwischen Grad und Säure die organoleptischen Eigenschaften der Weine verbessert haben, die einen typischen Charakter dieser Region aufweisen.

Österreich

Der Jahrgang 2023 gestaltete sich ziemlich herausfordernd für Österreichs Winzer*innen. Trockenperioden, intensive Feuchtwetterphasen und mancherorts schwere Unwetter erforderten viel penible Arbeit in den Weingärten des Landes. Diese wurde aber durch einen sehr schönen Herbst belohnt. Zu erwarten sind ausdrucksstarke, dichte und zugleich balancierte Weißweine sowie der nächste fulminante Rotweinjahrgang. Endlich konnten auch wieder Eisweine in nennenswerter Menge gekeltert werden.

Die Lese startete am 20. September bei Rekordtemperaturen. Ein leichter Abfall der Säurewerte war die Folge, die sich dank kühler Oktobernächte jedoch bald wieder auf einem optimalen Niveau einpendelten. Parallel dazu bildeten sich sukzessive komplexere Aromen in den Beeren. Die Lese wurde mit den Einzellagen Schön und Brandstatt am 31. Oktober 2023 abgeschlossen.
Die Weine aus dem Jahr 2023 wirken generell stoffig, rund und balanciert. Sie bestechen mit ausdrucksstarken Fruchtaromen und beeindruckender Vielschichtigkeit und verbinden eine kompakte Textur mit Balance, Eleganz und einer profunden Saftigkeit am Gaumen.

Südafrika

Im Vergleich mit anderen Jahrgängen ist die Ernte 2023 vergleichbar mit 2014, 2015, 2018, 2019 und 2021. Das waren ebenfalls sehr kühle Jahre. In 2023 blieb die Menge um 14,2 Prozent hinter dem Vorjahr zurück, aber die Qualität ist dank des kühleren Vegetationsverlaufs in den meisten Fällen überdurchschnittlich hoch. Auch die Ernte 2024 ist bereits abgeschlossen und war ein voller Erfolg.

Simonsig, Stellenbosch

Simsonsig konnte dieses Jahr (2024) früher als sonst mit der Ernte starten und hatte somit die früheste Ernte jemals. Bereits am 05.01.2024 startete die diesjährige Erntem und die ersten Trauben konnten geerntet werde. Am 14.03 wurde die Ernte offiziel als beendet erklärt. Die erste Flasche wurde am Leap day abgefüllt, ein Jamala Gewürztraminer, welcher somit der früheste abgefüllte Wein jemals war. Die diesjährige Ernte in Südafrika wurde von Praktikanten und Helfern aus Frankreich, Deutschland und Italien unterstützt

Neuseeland

Einzig Neuseeland brachte 2023 eine Ernte über dem langjährigen Durchschnitt des Landes (+14%, jedoch auch -6% zum Vorjahr) ein